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Haustiere machen glücklich

Seelentröster auf vier Pfoten

Sie senken das Risiko für Herzinfarkte, schützen vor Depressionen und bauen Stress ab: Haustiere sind nicht nur enge Partner des Menschen, sondern auch erstaunlich gut für die Gesundheit. Allerdings können sie auch Krankheiten, Parasiten und Pilze übertragen. So schützen Sie sich davor.

Das Glück hat vier Beine, schokoladenbraune Augen und hört auf den Namen Pancho. „Sobald er schwanzwedelnd um die Ecke kommt, ist alles gut“, sagt Marco Spitzer und streicht seinem Labrador-Rüden über den Kopf. Die Tage des Managers sind oft stressig und lang, doch seit der Hund im Haus ist, macht er sich nach Feierabend keine Gedanken mehr um Zahlen und Bilanzen. „Kaum ist man mit dem Hund draußen, schaltet man automatisch ab“, sagt der 34-jährige Heidelberger.
Zahlreiche Studien belegen die positive Wirkung von Haustieren auf die Gesundheit. Hunde haben dabei die feuchte Nase vorn, weil sie eine besonders enge Beziehung zu ihren Besitzern aufbauen und für ein dickes Plus auf dem Bewegungskonto sorgen. Egal, ob es draußen regnet, die Arbeit sich bis unter die Decke stapelt oder man einfach einen miesen Tag hat – Hundebesitzer bewegen sich jeden Tag an der frischen Luft. Wo der innere Schweinehund siegen würde, grätscht der echte Hund garantiert dazwischen. So kommt es, dass Hundebesitzer nachweislich ein stärkeres Immunsystem haben, weniger gestresst sind und seltener unter Übergewicht, Bluthochdruck und erhöhten Cholesterinwerten leiden. Also Gassi gehen statt Tabletten schlucken? Tatsächlich sinkt bei Hundebesitzern das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie das internationale Medizinerteam der American Heart Association bestätigt. 
Tierbesitzer haben weniger Allergien, Stress und Infektionen 
Außerdem können Hunde und andere Haustiere das Allergierisiko reduzieren. Wenn Kinder schon im ersten Lebensjahr intensiven Kontakt zu Tieren haben, entwickeln sie später seltener Neurodermitis, Allergien und Asthma. Eine finnische Studie zeigt außerdem, dass solche Kinder ein besseres Immunsystem entwickeln. Die Forscher haben herausgefunden, dass sie ein um 30 Prozent geringeres Risiko für Atemwegsinfektionen haben und deutlich seltener an Mittelohrentzündungen erkranken. 
Erwachsene profitieren vor allem von der entspannenden Wirkung, die Tiere haben. „Schon die bloße Anwesenheit von Hunden kann den Puls beim Halter senken, was ein Zeichen für Entspannung ist“, sagt Dr. Silke Wechsung, Psychologin und Leiterin des Forschungsprojektes „Mensch und Hund“ an der Universität Bonn. Dass Streicheln und Schmusen mit Tieren Stress abbaut, untermauern viele weitere Studien – egal, ob die Zuneigung einem Hund, einer Katze, einem Pferd oder einem Kleintier gilt. Auch unserer Seele tun Tiere gut. In ihrer Gesellschaft fühlen wir uns gebraucht, weniger einsam und knüpfen leichter soziale Kontakte. Kein Wunder, Tiere bieten jede Menge unverfänglichen Gesprächsstoff: Wie geht es Ihrem Meerschweinchen? Mein Hund macht das auch immer! Ist der süß. Wollen wir gemeinsam Gassi gehen? Besonders Menschen, die ihren Partner verloren haben oder nach dem Auszug der Kinder unter dem „Empty-Nest-Syndrom“ leiden, kann ein Tier trösten. Erstaunlicherweise macht es für die Bindung zum Tier aber keinen Unterschied, ob ein Mensch ledig, verheiratet, alt oder jung ist. Eine Umfrage der Universität Bonn zeigt, dass 35 Prozent der Teilnehmer eine engere Beziehung zu ihrem Hund haben als zu einem menschlichen Partner.  

Studien zeigen: Tiere machen glücklich 
Das ist aber längst nicht alles:
Haustiere ...
  • ... erhöhen nach Krankheiten nachweislich die Motivation, wieder fit zu werden.
  • ... eben dem Alltag Struktur.
  • ... lehren Kinder Verantwortung.
  • ... helfen bei der Bewältigung von Krisen.
  • ... schützen vor Depressionen und dringen selbst zu Autisten durch.
Kurzum: „Der Kontakt zu Tieren steigert die Lebensfreude und das Wohlbefinden. Er macht viele Menschen einfach glücklich“, fasst Psychologin Wechsung zusammen. Grundvoraussetzung dafür sei aber, dass das Tier zum Leben passe, artgerecht gehalten und behandelt werde. Denn Meerschweinchen, Kaninchen und Co. haben ihre eigenen Bedürfnisse. Und die erfordern oft viel Zeit, Erfahrung und Einfühlungsvermögen. Die meisten Menschen bringen ihnen das gerne entgegen, oft haben Haustiere einen festen Platz in der Familie. 

Parasiten: Warum Hunde nicht ins Bett gehören
„Doch die enge Bindung zwischen Mensch und Tier hat auch ihre Schattenseiten“, sagt Professor Theodor Mantel, Präsident der Bundestierärztekammer. Ob Parasiten, Pilze, Viren oder Bakterien – es gibt einiges, was dem harmonischen Zusammenleben in die Quere kommen kann. Tierhalter sollten deshalb einige Grundregeln beachten, zum Beispiel bezüglich der Hygiene:
  • Händewaschen vor dem Essen.
  • Handschuhe tragen beim Reinigen von Katzenklos, Terrarien, Aquarien und Käfigen.
  • Desinfizieren von Biss- oder Kratzwunden.
Professor Mantel findet außerdem, dass Hunde nichts im Bett, Katzen nichts auf dem Küchentisch und Hundezungen nichts im Menschengesicht zu suchen haben. „Spulwurmeier etwa haften lange im Fell von Hunden und sind für Menschen gefährlich, auch Zecken oder Flöhe braucht niemand im Bett“, so Mantel. Apropos Parasiten: Haustiere mit entsprechenden Wirkstoffen vor Zecken zu schützen, um das Risiko einer FSME und Borreliose zu reduzieren, sollte genauso Routine sein wie regelmäßige Wurmkuren.

Meist nehmen die Tiere nämlich schon über die Muttermilch Würmer auf, die fortan ein Leben lang mit entsprechenden Wirkstoffen in Schach gehalten werden müssen. „Das ist sehr wichtig, weil Würmer von Tieren auf Menschen übertragen werden und großen Schaden anrichten können“, sagt Mantel. Gerade wenn kleine Kinder, alte oder immunschwache Menschen im Haushalt leben, sollte man deshalb streng auf eine regelmäßige Entwurmung beim Tierarzt achten. Vorsicht sei zudem auf verunreinigten Kinderspielplätzen und in Sandkästen geboten, denn in Tierkot können Wurmeier jahrelang infektiös bleiben.
 
Krankheitsübertragung: So schützen Sie sich vor Zoonosen 
Ein anderes Thema sind Krankheiten, die Tiere auf Menschen übertragen können – sogenannte Zoonosen. Dazu gehören zum Beispiel Tollwut oder die Infektionskrankheiten Leptospirose und Toxoplasmose. Gegen die ersten beiden Krankheiten sollte jeder Tierbesitzer seinen Vierbeiner impfen lassen. Zwar sind die Krankheiten in Deutschland selten, doch weil immer mehr Menschen infizierte Tiere aus dem Ausland mitbringen, besteht trotzdem Ansteckungsgefahr. „Ich empfehle diese Impfungen dringend“, sagt Mantel. Die Impfung sei für das Tier nur ein kleiner Pieks, doch die Krankheiten schwerwiegend: Tollwut ist für Mensch und Tier tödlich und die von Hunden übertragene Leptospirose kann bei Menschen zu Leber- und Nierenversagen führen. Gegen die durch Parasiten im Katzenkot übertragene Toxoplasmose hingegen kann man nicht impfen. Eine Infektion überstehen gesunde Menschen meist unbemerkt, mitunter kann es aber zu Grippe ähnlichen Symptomen kommen. Für Schwangere hingegen ist Toxoplasmose gefährlich, weil die Erreger das Ungeborene schwer schädigen können. Allerdings ist es einfach vorzubeugen: „Reinigen Sie das Katzenklo nur mit Handschuhen und mindestens alle zwei Tage“, so der Veterinärmediziner.  
Mitunter komme es außerdem zu Ekzemen und Hautkrankheiten, die Katzen, Kaninchen oder Hunde auf Menschen übertragen können. Beim Tier äußern sich diese meist durch kreisrunde kahle Stellen im Fell und starken Juckreiz. „Wer mit Hautproblemen zu tun hat, sollte seinen Arzt unbedingt auf die Tierhaltung hinweisen, um die Diagnose zu erleichtern“, so Mantel. Seltener sind Infektionen mit Salmonellen, wobei vor allem bei Reptilien Vorsicht geboten ist. Schildkröten zum Beispiel scheiden mit ihrem Kot viele Salmonellen aus. Gefährlich ist das aber nur für Kleinkinder oder immunschwache Personen, alle anderen schützt simples Händewaschen.

Was dramatisch klingt, ist im Alltag halb so wild: Häufig sind solche Infektionen nicht, der gesundheitliche Nutzen von Tieren überwiegt die Gefahren bei Weitem. Und wer durch Impfungen, Wurmkuren und ein Mindestmaß an Hygiene vorbeugt, wird kaum Probleme bekommen. „Solange man sich daran hält, besteht überhaupt kein Grund zur Panik“, beruhigt Mantel.  
Veröffentlicht: 14.12.2015 
 

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