• Urlaub im Malaria-Risikogebiet

    Urlaub im Malaria-Risikogebiet:
    Die richtige Prophylaxe und Vorbereitung

Indien, Indonesien, Brasilien und afrikanische Staaten wie Tansania und Kenia sind nicht nur attraktive Urlaubsländer, sondern leider auch Malaria-Gebiete. Damit Sie Ihre Reise in diese Regionen in vollen Zügen genießen können, erzählt Reise-Bloggerin Claudia Schmidt, wie Sie sich auf Ihren Urlaub am besten vorbereiten, wann eine Malaria-Prophylaxe ratsam ist und warum es sich lohnt, ein sogenanntes Standby-Medikament mitzunehmen.

Reise-Bloggerin Claudia Schmidt hat bereits drei Weltreisen hinter sich – und war dabei auch in Gebieten, in denen Stechmücken besonders aktiv sind. Sie weiß: Ein Mückenstich kann gefährlich werden – vor allem, wenn man bei den Insekten so gut ankommt wie sie: „Mücken lieben mich!“, so Claudia. „Deswegen ist es für mich das A und O, mich vor Mücken jeglicher Art zu schützen.“ Dabei beschränkt sich die Bloggerin nicht nur auf Moskitonetz und Mückenspray. Schließlich will sie vermeiden, sich mit einer der gefährlichsten Viruserkrankungen, die Stechmücken übertragen können, zu infizieren: Malaria.

Malaria-Übertragung: Wie bekommt man Malaria?

Malaria tritt in tropischen und subtropischen Gebieten auf, vornehmlich in Afrika, aber auch in Südostasien, Latein- und Mittelamerika. Nur hier lebt die Malariamücke, die auch unter dem Namen Anopheles bekannt ist. Die Erreger einer Malaria-Infektion sind die sogenannten Plasmodien – einzellige Parasiten, die über den Stich der Malariamücke in die Blutbahn des Menschen gelangen. Plasmodien verbreiten sich zunächst in der Leber, anschließend befallen und zerstören sie die roten Blutkörperchen. Wenn die Krankheit ausbricht, zeigen sich diese Malaria-Symptome:
  • Sehr starkes Fieber
  • Schüttelfrost
  • Durchfall
  • Krämpfe
Ein Fieberschub ist für den menschlichen Körper extrem anstrengend – und kann ihn bis zu 5.000 kcal kosten. Diese enorme Anstrengung führt im schlimmsten Fall zum Tod durch Erschöpfung. Weltweit sterben jährlich zwischen 400.000 und 450.000 Menschen an der Krankheit.

Verbreitung von Malaria: Das sind die Malaria-Gebiete

Auf einen Blick: Die verschiedenen Arten von Malaria

  • Malaria Tropica: Hierbei handelt es sich um die gefährlichste Form von Malaria. Unbehandelt verlaufen circa 20 bis 30 Prozent der Fälle tödlich. Die Symptome sind unregelmäßige Fieberschübe gefolgt von Schüttelfrost. Tritt am häufigsten in Afrika auf.
  • Malaria Tertiana: Weist ähnliche Symptome wie die Malaria Tropica auf, jedoch mit weniger lebensgefährlichem Verlauf. Dennoch sind Fieber- und Schüttelfrostschübe nicht zu unterschätzen. Eine Diagnose dieser Malaria-Form findet im Anfangsstadium ausschließlich über eine mikroskopische Untersuchung statt.
  • Malaria Quartana: Eine mildere und kaum tödliche Malaria-Variante. Die Inkubationszeit dauert mit 15 bis über 50 Tage vergleichsweise lang. Erkennbar ist diese Malaria-Form an regelmäßigen Fieberschüben im Abstand von vier Tagen. Zusätzlich können die Nieren erkranken.

Malaria-Prophylaxe mit Medikamenten: Diese Optionen haben Sie

Auf einem ihrer ersten Trips ging es für Reisebloggerin Claudia ins südliche Afrika: Eine Safari durch Namibia und Botswana stand auf dem Plan. Gut zu wissen: Rund 95 Prozent aller Malaria-Fälle im Jahr kommen in diesem Gebiet vor. Deswegen war eine medikamentöse Malaria-Prophylaxe für Claudia unverzichtbar. Hinzu kommt: Auf einer Safari ist man auch in Gebieten unterwegs, in denen es an ärztlicher Versorgung und guter Infrastruktur fehlt. Ein Malaria-Infektion kann dann sehr schnell ernste Folgen haben. „Sollte es tatsächlich zu einer Malaria-Erkrankung kommen, besteht die Prophylaxe in solchen Fällen vor allem im Hinauszögern der Symptome“, erklärt Claudia. „So kann Zeit gewonnen werden, bis ein Arzt aufgesucht werden kann.“
Diese Möglichkeiten haben Sie, um sich mit Medikamenten auf eine Reise ins Malaria-Risikogebiet vorzubereiten: 
  • Bei der Malaria-Prophylaxe handelt es sich um die vorsorgliche, kurzzeitige Einnahme des Malaria-Medikaments Chemoprophylaxe. Wenn Sie sich in einem Land mit hohem Ansteckungsrisiko aufhalten (zentral- und südafrikanische Staaten), ist die Einnahme von Chemoprophylaxe empfohlen. Sie verhindert, dass Malaria im Fall einer Ansteckung tatsächlich ausbricht.
  • Bei der Standby-Therapie führen Sie ein Malaria-Medikament für den Notfall mit sich. Das Medikament ist in Gebieten mit niedrigem Malaria-Risiko sinnvoll. Wenn Sie sich in abgelegenen Gebieten mit schlechter medizinischer Versorgung aufhalten und unter Symptomen einer möglichen Malaria-Erkrankung leiden, können Sie das Medikament zur Selbstbehandlung einnehmen. Sollte sich beim folgenden Arztbesuch herausstellen, dass es sich tatsächlich um Malaria handelt, haben Sie damit Schlimmeres verhindert.
Die Medikamente für eine Malaria-Prophylaxe sind recht kostspielig. Eine Zusatzversicherung, wie die Gesundheitsvorsorge der Versicherungskammer Bayern, hält Ihnen den Rücken für die nächste Reise frei – und deckt auch die Malaria-Prophylaxe ab. 
Achtung: Zwar existieren Schnelltests für Malaria, jedoch rät die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin von der Verwendung ab – die Tests sind oft zu ungenau.

Zusätzlicher Insektenschutz mit Fliegengitter und Mückenspray

Auf ihren Reisen hat Claudia einige Tipps und Tricks zum Schutz vor Mückenstichen – und somit auch vor einer Übertragung von Malaria – gesammelt. Das können Sie, neben einer medikamentösen Prophylaxe, tun:
 
  • Trockenzeit oder Regenzeit? Achten Sie darauf, zu welcher Zeit Sie das Reiseland besuchen. In Regenzeiten sind Malariamücken wesentlich aktiver als zu Trockenzeiten.
  • Mücken lieben Wasser. Halten Sie sich daher von sumpfigen Gebieten fern und achten Sie auf Wasseransammlungen. Dort legen Mücken ihre Eier ab. Vermeiden Sie außerdem in Gebiete zu reisen, in denen es gerade Überschwemmungen gab.
  • Malaria-Mücken sind dämmerungs- und nachtaktiv. Bei Sonnenauf- und -untergängen zeigen sich die Mücken am liebsten. Halten Sie sich zu diesen Zeiten in Innenräumen auf, die bestenfalls mit Fliegengittern abgesichert sind.
  • Informieren Sie sich über Ihre Unterkünfte: Verfügt Ihr Zimmer über Moskitonetze? Wurden die Fenster mit Fliegengittern ausgestattet? Zur Not tut es auch ein Ventilator: Mücken mögen keinen Wind. Richten Sie den Ventilator deswegen während der Nacht auf sich, um die Malariamücke Anopheles fernzuhalten.
  • Mückenspray können Sie in Deutschland aber auch vor Ort kaufen. Mittlerweile finden Sie in fast allen Reiseländern auch pflanzlichen Insektenschutz, ohne chemische Zusätze. Tragen Sie das Spray mehrmals am Tag auf. Besonders wenn Sie in heißen Gebieten vermehrt schwitzen, nimmt der Insektenschutz ab. Tragen Sie auf längeren Touren zusätzlich lange Kleidung, die Beine und Arme bedeckt.
  • Moskitonetze passen in jedes Gepäck. Nehmen Sie Ihr eigenes Moskitonetz fürs Bett mit auf Reisen, um sich nachts sicherer fühlen. Sie können es sogar zusätzlich mit Insektenschutzspray imprägnieren, um die Malariamücke fernzuhalten.
Weitere nützliche Tipps und Ratschläge zum Reisen in Malariagebiete und darüber hinaus finden Sie, kompakt zusammengefasst, in Claudia Schmidts Buch „Weltreise als Backpacker – der Guide für deine Planung und Vorbereitung“.

Warum gibt es noch keine Malaria-Impfung?

Der Malaria-Erreger wurde bereits im späten 19. Jahrhundert entdeckt, dennoch gibt es bis heute keine wirksame Malaria-Impfung. Warum? Der Grund ist die Komplexität des Erregers: Die Malaria-Erreger passen sich dem Menschen schnell an und weisen kein festes Schema in ihrem Befall auf – anders als viele andere Viren. Aus dem Grund würde bei einer Malaria-Impfung keine Immunisierung stattfinden und der Patient oder die Patientin könnte sich erneut mit Malaria infizieren. Dennoch hat die WHO den Malaria-Impfstoff RTS,S des Herstellers GlaxoSmithKline im Oktober 2021 zur Freigabe empfohlen. Der Impfstoff immunisiert gegen die gefährlichste Form von Malaria, Malaria Tropica. Es soll vor allem Kindern unter fünf Jahren verabreicht werden, da sie den größten Anteil der Malaria-Todesopfer ausmachen.

Verwechslungsgefahr: Wie finden Sie heraus, ob Sie tatsächlich an Malaria erkrankt sind?

2015 wurde es ernst für Claudia: Sie war gerade in Nicaragua in Mittelamerika unterwegs, als Fieber und Krämpfe die Reisebloggerin plötzlich ans Bett fesselten. Ihr erster Gedanke: Könnte es Malaria sein? Claudia trinkt wenig und isst kaum, ihr fehlt der Appetit. Da sie sich in einer ländlichen Region befindet, ist der Weg zum nächsten Krankenhaus mit guter medizinischer Versorgung weit. Sie und ihre Reisebegleitung entscheiden, den Fieberschub zunächst auszusitzen. Sollte es sich zum nächsten Tag nicht bessern, würden sie einen Arzt aufsuchen. Claudia hat Glück: Am nächsten Morgen lässt das Fieber nach. Als sie später einen Arzt besucht, stellt der via Blutbild fest, dass Claudia zwar nicht an Malaria, aber am Chikungunya-Virus erkrankt ist. Ein Virus, das ähnliche Symptome wie Malaria auslöst.
Malaria, Chikungunya und auch das Denguefieber können leicht verwechselt werden. Es gibt aber auch entscheidende Unterschiede. So halten Sie die Krankheiten auseinander:
  • Malaria: Eine Malariainfektion führt zu sehr starken Fieberschüben, die unter Umständen tödlich verlaufen können. Malaria wird von den dämmerungs- und nachtaktiven Anopheles-Mücken übertragen. Eine Prophylaxe mit Tabletten ist meist nur für einen begrenzten Zeitraum möglich.
  • Denguefieber: Äußert sich in Symptomen wie Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen. Verläuft nur selten tödlich, die Krankheit heilt selbst aus. Eine Prophylaxe gibt es nicht. Die Tigermücke, die das Virus überträgt, ist vor allem tags aktiv.
  • Chikungunya: Die Symptome sind Fieber sowie starke Gelenk- und Muskelschmerzen, was sich auch im Namen widerspiegelt: Er stammt aus Tansania und bedeutet „sich verkrümmen“. Chikungunya wird von den tagaktiven Tigermücken und Gelbfiebermücken übertragen. Eine Prophylaxe gibt es nicht. Es helfen nur fiebersenkende Medikamente, wobei die Gelenkschmerzen monatelang anhalten können.
Gerade weil die Krankheiten nur schwer auseinanderzuhalten sind, hat Claudia in Malaria-Risikogebieten immer ein Standby-Medikament dabei. Wenn sie Fieber-Symptome hat und nicht ausschließen kann, dass es sich um Malaria handelt, kann sie so vorbeugen. „Aber man kommt natürlich nicht drumherum, zum Arzt zu gehen“, so Claudia. „Nur über die Blutuntersuchung kann man eine zuverlässige Diagnose stellen und dann auch die richtige Behandlungsmethode festlegen. Schließlich hat auch Malaria mehrere unterschiedliche Stämme.“
Sollten Sie sich während Ihrer Reise mit einer Tropenkrankheit wie Malaria infizieren, können Sie sich an eine ärztliche Notfallhotline, wie die der Versicherungskammer Bayern, wenden. Dort bekommen Sie Unterstützung und Empfehlungen zu einem passenden Krankenhaus in Ihrer Nähe. Grundsätzlich gilt: Trauen Sie sich, um Hilfe zu bitten – das sagt auch Reisebloggerin Claudia.

Vor und nach der Reise ins Malariagebiet: Arztbesuche einplanen

Claudias Tipp: Vor einer längeren Reise ins Malariagebiet lohnt sich der Besuch bei einem Tropenarzt. Mit ihm bespricht sie die geplante Tour und bekommt Empfehlungen zu den passenden Medikamenten: „Das Schöne ist, dass Tropenärzte meistens selbst viel reisen und auf dem Laufenden sind, was aktuelle Entwicklungen in den Ländern angeht." Nach der Reise gilt: Vorsicht im Alltag. Einige Malaria-Formen haben eine sehr lange Inkubationszeit – manchmal bis zu acht Wochen. Sollten Sie nach Ihrer Reise grippeähnliche Beschwerden haben, kann es sich um einen späten Malaria-Ausbruch handeln. Besuchen Sie einen Tropenarzt, um sicherzugehen.
Um eine Malaria-Infektion muss sich Claudia aktuell keine Sorgen machen. Noch während ihres Aufenthaltes in Nicaragua brach die Corona-Pandemie aus. Claudia kehrte zurück nach Deutschland. Schon bald verwirklichte sie sich ihren Traum von einem Van, mit dem sie durch Europa reist. So ist sie nun, nach Touren durch Bulgarien und Rumänien, in Griechenland gelandet, um hier den Winter zu verbringen. Doch eins steht fest: Sobald es wieder möglich ist, steht die nächste Weltreise an – und es soll auch wieder in tropische und subtropische Gebiete gehen.